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Zu viele Noten

Niko Brinkmann lebt als freiberuflicher Film- und Videoeditor in Hamburg. Mit seiner Leidenschaft für Essenz schneidet er Spannung, Emotion und Storys für ambitionierte Marken. Für uns hat er nicht geschnitten. Aber geschrieben. Über Mozart und den magischen Moment. Ein Gastbeitrag.

SeventyThree Klavier - zu viele Noten

In dem Film „Amadeus“ von Milos Forman gibt es eine wunderbare Szene, die eine Anekdote aus Mozarts Leben erzählt. In Anwesenheit von Kaiser Joseph II. wird die „Entführung aus dem Serail“ uraufgeführt. Dem Monarchen gefällt irgendetwas an dem Werk nicht, und nach einem Wortwechsel mit seinem Berater erklärt er Mozart, das Stück enthalte einfach zu viele Noten. Mozart reagiert überrascht und erwidert: „Es enthält genau so viel Noten, wie nötig sind. Nicht mehr und nicht weniger.“

In meiner Arbeit als Film-Editor muss ich oft an diesen Satz denken. Bei jedem neuen Projekt frage ich mich: „Wann hat der Film, den ich gerade schneide, genau so viele Frames, wie nötig sind? Wann passt der Rhythmus der Bilder genau zum Rhythmus der Musik, den Dialogen der Schauspieler oder der Erzählerstimme aus dem Off?“

Auch nach 25 Jahren sitze ich mit derselben Faszination am Schneidepult und warte auf den magischen Moment, der sich einstellt, wenn ein Film, an dem man tage- oder vielleicht sogar wochenlang herumgetüftelt hat, plötzlich zum Leben erwacht und mich – seinen ersten Zuschauer – zum Lachen, Weinen oder Nachdenken bringt.

Da sitze ich dann gerührt, erleichtert und mit einer gewissen Selbstzufriedenheit auf meinem Stuhl – bis die Tür zum Schnittraum aufgeht. Herein kommt zwar nicht Kaiser Joseph II., aber vielleicht der Regisseur, der Kameramann oder der Kunde. Sie erklären mir dann meistens, dass der Film – insbesondere der Produktschuss – viel zu wenig Bilder enthalte. Aber das ist eine andere Geschichte.

SeventyThree Klavier - zu viele Noten